Wussten Sie schon?

Vorbereitet von Doc. Dr. Jelena Volic-Hellbusch

 

DEUTSCHLAND UND SERBIEN

HABEN SIE SCHON GEWUSST…

 

… dass Stefan Nemanja, nachdem er erfahren hat, dass der deutsche Kaiser Friedrich I. Barbarossa einen dritten Kreuzzug zur Befreiung des Heiligen Landes plant und er dazu Belgrad, Braničevo, Niš und Sofia nach Konstantinopel überqueren will, er ihm Unterstützung bei seinem Durchzug durch Serbien zusicherte. Ende Juli 1189 empfing er den Kaiser in Niš mit großem Gefolge und Geschenken. Er bot ihm ein Bündnis gegen Byzanz an. Barbarossa ging auf dieses Angebot jedoch nicht ein, da er seine vorher getroffene Vereinbarung mit dem byzantinischen Kaiser Isaak II. Angelos nicht gefährden wollte. Um aber seine freundschaftlichen Beziehungen zu Serbien zu besiegeln, vereinbarte er die Verlobung eines serbischen Prinzen mit der Tochter Herzog Bertholds von Andechs Meranien.

… dass Palman Bracht (Palmanus Teutonicus Capitanus gentis armigens) Anführer eines Söldnerheeres in Serbien des 14. Jahrhunderts war. In der serbischen Überlieferung ist dieses Söldnerheer auch als Palmans Ritter (Palmanovi vitezi) bekannt. Durch Serbien reisend traf Palman Bracht mit seinen Gefährten den serbischen Zaren Stefan Dušan und trat um 1331 in dessen Dienste als Anführer einer deutschen Söldnertruppe (angeblich bis zu 300 Mann), als „Kapetan der alemannischen Garde“. In einigen Quellen wird diese alemannische Garde auch als die Leibgarde Dušans bezeichnet.

… dass zwischen 1719 und 1721 einige hunderte Deutsche aus der Provinz Pfalz nach Belgrad  kamen und sich in Dorćol, Mirijevo (Marien-Nebel), Slance, Smederevo, Grocka, Ostružnica (Osterbach), Avala und Jagodina ansiedelten.

… dass die ersten Gastarbeiter Deutsche waren. Bereits in der ersten Hälfte des 13. und im ersten Jahrzehnt des 14. Jahrhunderts, also zurzeit von König Stefan Uroš Milutin (1282-1320) wurde im mittelalterlichen Serbien die erste Sachsen-Kolonie deutscher Bergleute gegründet, die mit ihrer entwickelten Technik der Erzgewinnung und Erzverarbeitung wesentlich zum Aufschwung des Bergbaus beitrugen. Nach dem Berliner Kongress wurden  diplomatische Beziehungen zwischen Serbien und Deutschland aufgenommen. Bilaterale Verträge wurden unterschrieben, Konsulate eröffnet, der Handel blühte. Es gab viele deutsche Investitionen in den serbischen Bergbau. Mit den Investitionen kamen auch zahlreiche Arbeiter aus Deutschland nach Serbien.

… dass die erste deutsche Schule im Ausland vor mehr als 150 Jahren ausgerechnet in Belgrad eröffnet wurde. 1829 wurde Paul Werner der erste Schulleiter. Die Schule arbeitete in einem Zimmer in der Abadžijska Strasse.

… dass sich Jacob Grimm und Wilhelm von Humboldt Kenntnisse der serbischen Sprache erworben haben. Johann Wolfgang von Goethe war des Serbischen nicht mächtig, dichtete jedoch die „Hasanaginica“ in der Metrik des Originals nach und eröffnete der serbischen Volksdichtung den Weg in die Weltliteratur. Mit großem Interesse las er serbische Volkslieder in deutscher Übersetzung und veröffentlichte dazu Abhandlungen.

… dass von 1885 bis 1914 insgesamt 110 Serben an deutschen Universitäten promoviert haben.

… dass ein Deutscher ein serbischer Held war. Pavle Jurišić Šturm (eigentlich Paulus Eugen Sturm, geb. 1848 in Görlitz, gest. 1922 in Belgrad) war ein Generalfeldmarschall im Königreich Serbien während der Balkankriege von 1912 und 1913 und im Ersten Weltkrieg.

Paulus Eugen Sturm wurde am 22. August 1848 in Görlitz geboren. Er beendete die Militärakademie in Breslau und wurde Offizier in der preußischen Armee. Im Deutsch-Französischen Krieg von 1870 bis 1871 nahm er als Feldwebel teil. Nach dem Deutsch-Französischen Krieg folgte er einem Ruf der serbischen Militärakademie und wurde zum dortigen Professor bestellt. In Serbien heiratete er Savka geb. Piroćanac, die Schwester von Milan Piroćanac, einem serbischen Politiker und Anwaltes der Königin Natalie, und transkribierte seinen Namen von Paulus auf Pavle; seinem Nachnamen fügte er die serbische Entsprechung Jurišić hinzu (Sturm im Sinne eines Angriffes wäre zu serbisch juriš).

Mit dem Ausbruch des Serbisch-Osmanischen Krieges von 1876 bis 1878 meldete sich Šturm freiwillig zur serbischen Armee und bekleidete zunächst den Rang eines Leutnants. Im Ersten Serbisch-Osmanischen Krieg 1876 zeichnete er sich als Kommandeur des Šabacer Bataillons aus und wurde zum Hauptmann ernannt. Im Zweiten Serbisch-Osmanischen Krieg 1877-1878 kommandierte er das 1. Freiwilligenregiment, danach das Krajiner Regiment bei Bela Palanka und Pirot.

Im Serbisch-Bulgarischen Krieg von 1885 kommandierte Šturm das 6. Regiment der Drina-Division. In den Balkankriegen von 1912 und 1913 war er General der Drina-Division, die sich vor allem in der Schlacht bei Kumanovo auszeichnete.

Den Ausbruch des Ersten Weltkriegs erlebte Šturm als Oberbefehlshaber der 3. Armee. Unter seinem Kommando befand sich u.a. auch Dragutin Dimitrijević als Oberst der 2. Drina-Division. Šturms 3. Armee widersetzte sich der österreich-ungarischen Offensive unter Oskar Potiorek, was der 2. Armee unter Stepa Stepanović die Umstrukturierung und letztlich beiden Armeen den Sieg in der Schlacht von Cer am 20. August 1914 ermöglichte. Als Oberbefehlshaber der 3. Armee nahm Šturm an den Operationen der serbischen Streitkräfte im Herbst 1914 teil, die zur Folge den zweiten serbischen Sieg über österreich-ungarische Streitkräfte in der Schlacht an der Kolubara am 15. Dezember 1914 hatte. Im Herbst 1915 konnte die 3. Armee erfolgreich die Offensive der deutschen 11. Armee unter August von Mackensen aufhalten, musste sich aber letztendlich mit dem Rest der serbischen Streitkräften zuerst auf Korfu und dann nach Thessaloniki zurückziehen, wo die Saloniki Front aufgebaut wurde. Die 3. Armee unter Šturm schlug an der Saloniki Front die bulgarische Armee bei Vardar und bei Bitola, was u.a. zur bulgarischen Kapitulation 1918 führte. Das darauffolgende rasche Abziehen der österreich-ungarischen und deutschen Streitkräfte aus Serbien erweckten bei der Bevölkerung über Šturm den Eindruck, als würde dieser wie ein „Sturm“ über die feindlichen Armeen jagen, womit sein Name beinahe legendäre Züge bekam. Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges ging Pavle Jurišić Šturm im Jahre 1921 in Pension. Er führte weiterhin den Rang eines Majors. Šturm verstarb am 14. Januar 1922 in Belgrad. Mit seiner Frau Savka hatte er einen Sohn, dem er als Namen seinen eigenen gab. Pavle Jurišić Šturm Jr. diente im Ersten Weltkrieg als Major in der serbischen Armee. 1941, mit dem Überfall des Hitler-Regimes auf Jugoslawien, schloss sich Šturm Jr. der so Jugoslawischen Armee, wurde aber von der Gestapo gefasst und erschossen.

… dass Goethe die meisten Übersetzungen serbischer Volkslieder von der Hallenser Dichterin Therese Albertine Luise von Robinson geb. Jacob (alias Talvj) erhielt. Im Hause ihrer Eltern lernte sie Vuk Stefanović Karadžić kennen. Sie beschaffte sich die dreibändige Leipziger Ausgabe der „Serbischen Volkslieder“ und begann, sich mit ihnen intensiv zu beschäftigen. Von nun an begann eine Zusammenarbeit zwischen Goethe und Talvj einerseits und zwischen Talvj und Vuk Stefanović Karadžić sowie dessen Ratgeber Jernej Kopitar andererseits. 1825 und 1826 veröffentlichte Talvj die „Volkslieder der Serben“ mit einer Widmung an Goethe.

 

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